Projektgruppe 4 - Forschungsgebiete

P4: Technikphilosophie, Soziologie und Genderaspekte neuer Entwicklungen im Leichtbau

Über Forschungsarbeiten an der Schnittstelle von Sozialwissenschaften, Genderforschung und Natur- und Technikwissenschaften wird gesellschaftliche Relevanz und die Relevanz der Kategorie Geschlecht in der Technikgenese und ihrer Anwendung erforscht. Das Forschung- und Qualifizierungsprogramm des Kollegs nimmt technikphilosophische, gesellschafts- und geschlechterbezogene Fragestellungen entlang dreier, miteinander verwobener Dimensionen auf: Erstens haben Technikanwendungen immer auch gesellschaftliche und geschlechterbezogene Auswirkungen. Zweitens fließen bereits im Entwicklungs- und Entstehungsprozess von Leichtbaumaßnahmen stets Vorstellungen von ihren Anwendungen und auch Vorstellungen von Geschlecht mit ein, die die Entwicklungsprozesse entscheidend prägen. Dies unter anderem über die Ideen von der zukünftigen Nutzer_innen. Drittens werden die zukünftigen Nutzungen und die kulturellen Konstruktionen von Geschlecht im Entwicklungsprozess immer wieder neu verhandelt.

Damit ergeben sich zum Beispiel folgende Forschungsfragen, denen im Kolleg nachgegangen wird:

Welche Vorstellungen von den gesellschaftlichen Bedürfnissen der Techniknutzung und welche Vorstellung von „Zukunft“ (zum Beispiel zukünftige Mobilitätsanforderungen und -bedürfnisse oder Anforderungen an klimaschonendes Handeln) fließen in die Entwicklung mit ein? Inwiefern sind diese Vorstellungen mit Geschlecht verwoben? Welche Vorannahmen über Geschlecht gehen wie selbstverständlich in die Konstruktion, die Produktion, die Gestaltung und die Anwendung von Technik ein? Wie genau geschieht dies im Entwicklungsprozess, der immer auch ein sozialer Prozess ist und in Auseinandersetzung mit konkreten gesellschaftlichen Anforderungen geschieht? Konkreter: An welchen Lebens- und Arbeitskontexten ist die Vorstellung zum Beispiel von umweltfreundlicher Mobilität ausgerichtet und welche Bilder der zukünftigen Nutzer_innen gehen damit einher? In welchem Ausmaß geben zum Beispiel Ingenieur_innen in technischen Produkten versteckte Nutzungsanweisungen mit auf den Weg, an welchen Arbeits- und Lebenskontexten sind diese orientiert? Oder anders und mit Blick auf die Anwendung formuliert: Wer soll und zu welchem Zwecke die Leichtbautechnik nutzen und wie ist diese Vorstellung geschlechtlich strukturiert? Wie beeinflusst dies wiederum die Technikentwicklung? In welchen gesellschaftlichen Feldern (wie Mobiltät, Gesundheit, Klima) soll die Technik, wie und von wem angewandt werden? Wie berührt und verändert die Technikanwendung die Geschlechterverhältnisse und -konstruktionen im jeweiligen gesellschaftlichen Feld? Aber auch: Welche neuen Möglichkeiten in den Bereichen der Technikgenese, der Technikentwicklung und der -anwendung zeigen sich für eine Gleichstellung der Geschlechter?

Projektleiterin: Prof. Dr. Riegraf